Germanicus

Andreas E. on November 13th, 2019

Stellt euch vor, es war Wahl in Thüringen, und die drittstärkste Partei des thüringischen Landtages erweist sich als zu deutsch, um von den deutschen Mitbürgern des Bundeslandes überragend gewählt zu werden.

Aber Scherz beiseite. Wir wissen sehr genau, wie der AfD, die Blaubraunen, abgeschnitten haben. Ganz im Sinne des alten Germanicus! Was teutonisch ist, muß teutonisch bleiben. Ups! Die Parteimitglieder des AfD sind doch gar keine Deutschen. Zumindest haben wir dies auf diesem Blog immer und immer wieder behauptet. [Dem ist auch so, was für ein Nachname ist Gauland, Höcke oder Weidel?]

Doch bleiben wir eher auf der Seite der Vernunft und der Fakten. Natürlich war der alte Germanicus (ja, welchen von den Dreien in der deutschen Geschichte verzeichneten, meinen wir denn jetzt?) auch nicht mehr als ein invasiver Einwanderer. Denn sein Volk, also des Einen von den Dreien, stammte gar nicht aus deutschen Gefilden, sondern kam aus einem Gebiet, welches heute zu Ungarn gerechnet wird. Wieder Ups!

Wir werden sehr weit zurückgehen müssen, um überhaupt so etwas wie einen echten Biodeutschen überhaupt zu finden. Drehen wir einmal ein wenig die Zeit zurück.

1930

Das Dritte Reich, aka die Weimarer Republik, die sie damals noch war, hatte keine völkisch aufgestellte Ordnung. Neueinwanderer nach Deutschland gab es nicht mehr, seitdem vor etwa einhundert Jahren die große Auswanderungswelle sich Bahn brach. Seitdem nahm die Zahl der genetisch deutschen kontinuierlich ab. Im besagten Jahr 1930 konnte man bei einem Standarddurchschnittsdeutschen nicht genau die Herkunft bestimmen, denn genetische Analysen gab es damals noch nicht. Deshalb führte man damals auch die Regel ein, daß die Nationalität über die Mutter weitergegeben wird. Ist die Mutter nicht nationalisiert, ist es ihr Sproß auch nicht.

1890

Kaiserreich. Und dem Kaiser, sowohl Willi 2, als auch Willi 1, war es so ziemlich schnuppe, wer denn nun genau Steuern bezahlte. Da war es wurscht, ob einer Zigan oder eingewandeter Osmane war, der in Berlin unbedingt einen Kebab Döner betreiben wollte. (Ja, der älteste Kebab Döner, der überliefert ist, bestand bereits zur Kaiserzeit.) Es gab keine Rassentrennung, denn man sah nur Afrikaner als andere Rasse an. Selbst Japaner und Chinesen wurden nicht als separate Rasse, sondern als Menschen angesehen. Afrikaner jedoch waren so etwas wie Tiere. Was unter Anderem auch daran lag, daß Afrika nicht weit genug erforscht war. Und die Mehrheit der deutschen Reichsbürger hatten in vielen anderen Völkern ihre Wurzeln. Man hätte selbst zu jener Zeit nichts biodeutsches gefunden.

1750

Die Zeit der Aufbrüche, Umbrüche, Zusammenbrüche. Das 18. Jhdt. ist vornehmlich vom politischen Versagen diverser politischer Führer geprägt. Allen voran Peters des Großen, der einen zwanzigjährigen Auslandsurlaub macht, bevor er in sein Reich zurückkehrt, und das moderne Rußland beginnt zu bauen. Mit dem Ergebnis, daß St. Petersburg als Stadt inmitten eines Sumpfes realisiert wird, weil er dementsprechende Pläne in Frankreich sah, weil dort knapp 90 Jahre vorher ein König dasselbe mit einem Sumpfdorf getan hat. Heute nennt sich dieses Sumpfdorf übrigens Paris und wird als schönste Stadt Europas angesehen. Aber in jener Zeit der Aufbrüche war Deutschland in einen Flickerlteppich nationalistischer, provinzieller, unbedeutender Markflecken unterteilt. Es gab keine einheitliche Regierung, bis eben auf zwei oder drei etwas größere Reiche, die sich gerne untereinander bekriegten. Aber selbst hier hat man ernsthafte Probleme, so etwas wie einen Biodeutschen zu finden. Denn die Sachsen kommen aus einem Gebiet südlich von Ungarn, die Bayuwaren kommen eigentlich aus Tirol, und die Württemberger entsprangen eigentlich einer luxemburger Seitenlinie. Also wieder nix da, was man auch nur im Ansatz biodeutsch nennen könnte. Nur Einwanderer. Selbst die vielgescholtenen Hessen sind nichts mehr als Flüchtlinge, die im 12. Jhdt ungefähr auf diese Seite Deutschlands flüchteten. (Doch dazu später mehr.)

1600

Je weiter wir zurück gehen, umso chaotischer wird der Flickerlteppich, der einmal unsere geeinte republikanische Nation Deutschland werden soll. Im 17. Jhdt. haben wir das Problem, daß das Land in noch mehr kleine Teile zersplittert ist, weil in den Nachwehen des Mittelalters jeder Ritter selbst König sein wollte, und dementsprechend Anstalten macht, gegen seinen Nachbarn irgendwie Streß zu machen. Dies führt dann auch erfolgreich im ersten Drittel des 17. Jhdts zum ersten europäischen Religionskrieg. Denn der 30jährige Krieg war kein einfaches Geplänkel, bei dem es um Land ging. Hier ging es um den Glauben. Und wir wissen ja, das Glauben nichts mit der ethnischen Herkunft zu tun hat. Mehrere Millionen Tote, für Nichts und wieder Nichts. Aber es sorgte zumindest dafür, daß der Flickerlteppich ein wenig übersichtlicher wurde, denn der Adel, der die Katastrophe überlebte, verleibte sich jene Gebiete ein, die nun ohne Besitzer oder Lehnsherrn waren.

1450

Spätmittelalter. Eine wunderschöne Zeit. Die letzten Ritter werden auf den Schlachtfeldern der machtgierigen Potentaten gemordet, während die einfache Landbevölkerung hungern muß. Ungefähr zu jener Zeit wütet auch noch, gerade wegen des schlechten Wetters, Typhus und Pest, und wen die zusätzlich noch auftretende Cholera nicht wegrafft, kann froh sein, von einem marodierenden Ritter getötet zu werden. Keine gute Zeit. Aber auch hier, weit und breit kein einziger Biodeutscher in Sicht. Genauso wenig wie 150 Jahre später.

1300

Die Hochzeit der Kirche! Einfache Landbevölkerung und im Kaiserreich nur einfaches Volk, welches sich nicht einmal mehr einem gewissen Volksstamm zurechnet. Die Streitigkeiten unter den deutschen Fürsten werden von den Klerikalen im Zaum gehalten und für ihre Zwecke genutzt. Aber auch hier, nirgendwo etwas zu sehen von Jemanden, den man auch nur im Ansatz als biodeutsch bezeichnen könnte. Denn in den Pestjahren starb so ungefähr alles weg, was man auch nur halbwegs als teutsch oder teutonisch bezeichnen konnte. Die Sachsen etablieren sich endgültig in jenem Gebiet, welches heute als das gleichnamige Bundesland bekannt ist.

1150

Die Zeit der ersten Golfkriege. Die Zeit der Kreuzzüge. Intelligenz ist sowieso in Europa nicht zu finden. Und die Eifersucht und der Eifer gewisser Kirchenfürsten sorgt nur dafür, daß die biologische Durchmischung gewisser Volksstämme ein neues Rekordhoch erreicht. In jenen Tagen wird weder darüber entschieden, von welchem Volksstamm jemand kommt, noch wohin er eigentlich gehen möchte. Denn freie Wohnortwahl gibt es nicht. Wer lebt, ist entweder Leibeigener eines Fürsten, Ritters oder gar der Kirche. Menschenrechte kennt Niemand. Also gibt es auch keine völkische Unterteilung. Nicht einmal eine ethnische. Aber etwas biodeutsches findet man selbst dann nicht auf deutscher Erde.

800

Die Gründung des ersten deutschen Kaiserreiches. Eigentlich eher die Gründung des einzigen deutschen Kaiserreiches. Aber Karl der Große war ein intelligenter Mann. Immerhin in Italien aufgewachsen und vom Pabst erzogen worden. Deshalb des Lesens, Rechnens und Schreibens mächtig, während der Großteil seiner Untertanen noch nicht einmal sich seinen eigenen Namen merken konnte. Der erste deutsche Kaiser, der auch die erste nachgewiesene Volkszählung hat durchführen lassen, wußte, daß in seinem ganzen Reichsgebiet, welches damals sogar noch Italien beinhaltete, kein einiger Biodeutscher aufzufinden war. Wieso das? Weil keiner der auf dem Reichsgebiet lebenden Volksstämmen in seiner Wurzel auch nur im geringsten teutonisch war. Die Teutonen lebten schon seit mehr als 400 Jahren auf jenem Gebiet, welches sich Chlodwig damals als erster europäischer Kaiser als Herrschaftsgebiet gesichert hatte. So ironisch es klingen mag: In Frankreich gibt es seit dem 4. Jhdt mehr germanisches Blut als auf bundesdeutschem Gebiet. Also findet man in Frankreich wohl eher einen Biodeutschen als in der Bundesrepublik. Aber auch hier, im 9. Jhdt., kein Biodeutscher auf deutschem Grund in Sicht.

450

Die Zeit der Völkerwanderung. Entscheidend ist hieran, daß in dem damaligen Gebiet der heutigen Bundesrepublik schon von jeher kein einziges germanisches Volk siedelte, sondern diese Gebiete von Anfang reine Einwanderungsgebiete waren. So siedelten sich die Sachsen und die Thüringer in jener Zeit dort an, aus der Richtung Balkan kommend. Die Herrschaftshäuser wurden zu jener Zeit vornehmlich von kleinen Rittern gestellt, die sich gewaltige Gebiete sicherten. Aber im Klartext sagt dies nur eines: Nix Biodeutsches auf deutschem Grund. (Und ein gewisser Geschichtslehrer einer gewissen blaubraunen Partei wird mir da bestimmt Recht geben.)

150

Römische Herrschaft. So verabscheuungswürdige Fremdherrschaft. Aber schon die alten Römer wußten, die Barbaren, die in den germanischen Wäldern hausten, waren gar keine Germanenstämme. Die Cherusker beispielsweise sind eine kleine Minderheit, die von den Reussen aus jenem Staatsgebiet vertrieben wurden, welches wir heute der Krim zurechnen. Also Georgier, wenn man es genau nimmt. Die eigentlichen Germanenstämme gab es nicht wirklich, denn schon Julius Cäsar kämpfte auf germanischen Boden vornehmlich gegen keltische Volksgruppen und nicht gegen Germanen. Über die Germanen, die an seiner Seite gegen die Kelten kämpften, war er nämlich voll des Lobes. Wir sehen also auch hier, nichts biodeutsches.

Fazit

Der Wahlsieg der blaubraunen nationalistischen Spinner macht so gesehen gar keinen Sinn. Denn es gibt weder in Ost- noch in Westdeutschland auch nur irgendeine Seele, die wirklich genetisch nachweisbar biodeutschen Blutes, geschweige denn Abstammung ist. Deutschland wird seit mehr als tausend Jahren von Mischlingen bevölkert. Von Mischlingen, denen von ihren Herrschern stellenweise übelst mitgespielt wurde. Die unter schweren Seuchen leiden mußten, und deren Zahl deshalb chronisch sank, bis wieder neues Blut hinzu kam. In ganz Deutschland wird man keinen einigen Biodeutschen finden. Und mag dies die blaubraune Spinnerpartei noch so sehr behaupten. Nicht einmal die Bayuwaren sind germanischen Blutes. Deshalb macht dieser ganze Nationalismus absolut keinen Sinn. Auf deutschem Grund gibt es keinen einzigen Biodeutschen. Punkt.

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